Das Spukhaus im Wald
Am Rande eines dichten, nebelverhangenen Waldes stand ein altes, verlassenes Haus. Es wurde seit vielen Jahren „das Spukhaus“ genannt, denn die Dorfbewohner glaubten, dass ein Geist darin wohnte. Doch dieser Geist, der auf den Namen Rake hörte, war kein furchteinflößender Poltergeist. Nein, Rake war ein neugieriger und freundlicher Geist, der nur einsam war.
Jeden Abend, wenn der Mond hoch am Himmel stand und der Nebel sich wie ein Schleier um das Haus legte, schwebte Rake leise durch die alten Zimmer. Seine einzige Gesellschaft waren die knarrenden Dielen und das Flattern von Eulenflügeln draußen. Eines Abends, als Rake auf der Veranda des Spukhauses saß und den Wald beobachtete, entdeckte er eine kleine Maus, die neugierig durch das Gras huschte.
Die Maus blieb stehen und schaute zu ihm hoch. "Du bist doch der Geist, von dem alle erzählen, oder?" fragte sie mit leiser Stimme.
Rake nickte. "Ja, das bin ich. Aber ich spuke nicht, ich bin einfach nur hier."
Die Maus setzte sich neben ihn. "Warum bist du so allein?"
Rake seufzte. "Niemand traut sich, dieses Haus zu betreten. Sie denken, es wäre gruselig."
Die Maus lächelte. "Ich finde es hier schön. Und weißt du was? Ich komme jetzt jeden Abend, dann bist du nicht mehr allein."
Von diesem Abend an besuchte die Maus Rake regelmäßig. Sie erzählte ihm Geschichten aus dem Wald, und er zeigte ihr die Geheimnisse des alten Hauses – wie die alten Spiegel, in denen sich der Mondschein brach, oder den Dachboden, der im Dunkeln geheimnisvoll glitzerte.
Und so war Rake, der Geist des Spukhauses, nicht mehr einsam. Während draußen der Wind durch die Bäume heulte und der Nebel das Haus umhüllte, hatten der Geist und die Maus einen Ort der Ruhe gefunden, wo sie friedlich zusammen die Nacht verbrachten.